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Wanderbares Madeira

30 Januar 2024

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Schon im Flieger saß ich mit geschnürten Wanderstiefeln, bereit um direkt vom Flughafen das erste Juwel der kleinen Atlantikinsel zu erkunden. Die Uhr zeigte 8:25 als die Maschine im warmen, roten Licht des Sonnenaufgangs auf die Landebahn polterte und die Passagiere anfingen zu applaudieren. Schließlich gilt Madeiras Flughafen als einer der gefährlichsten Europas. Denn er ist umringt vom Atlantik und nach Westen hin liegt ein steiler Hang, der häufig für Scherwinde sorgt und die Flugzeuge somit bei der Landung manchmal unbeabsichtigt auftreiben – Diesen Flughafen dürfen nur geschulte Piloten anfliegen. Davon sollte man sich jedoch nicht verunsichern lassen, schließlich lohnt sich die Anreise auf die „Perle von Portugal“ allemal, was sich schon bei meiner ersten Wandertour meines Kurztrips zeigen sollte.

Ponta de São Lourenço

Madeira ohne Mietwagen – klingt erstmal absurd, aber nicht unmöglich. So wartete ich auf den Bus 113 nach Baía D'Abra, der mich direkt zum Ausgangspunkt des PR8-Pfades Vereda da Ponta de São Lourenço brachte (Busplan: https://www.sam.pt/113.html). 
Mein erster Eindruck: Verdammt windig!!! Wie froh war ich doch über meine Winterjacke, die ich jedoch im Laufe der Wanderung immer mal wieder aus und wieder anziehen würde – das Wetter ist teilweise sehr wechselhaft. Mein zweiter Eindruck: Wow! Schon aus der Luft aus konnte man die markante Hügel-Formation im Nord-Osten der Insel erkennen, aber diese vor Ort zu bewandern ist nochmal eine ganz andere Nummer: Rundum Panorama auf die reißenden Wellen und das tiefblaue Meer. Ursprünglich wurde die Halbinsel aus einem Vulkan geformt. Der rustikale Flair seiner Ursprünge begleitete mich hier tatsächlich auf Schritt und Tritt, entlang steiler Küsten.

Der schöne Rundum-Blick ist Ergebnis der geringen Vegetation und baumloser Gegend, was dem halbtrockenen Klima und der Exposition gegenüber Nordwinden geschuldet ist – eher untypisch im Vergleich zum Rest der Insel.
Ein Gefühl vollkommener Abgeschiedenheit wird man hier aber nicht erleben. Die etwa 6 Kilometer lange Wanderung gehört zu einer der Beliebtesten der Insel und ist auch in der Nebensaison gut besucht. Vorteil: Wenn man möchte, finden sich viele aufgeschlossene Menschen, die bereit sind, Fotos zu machen und offen für einen kurzen Plausch sind.

Es lohnt sich, während der Wanderung Augen und Ohren offen zu halten, nicht nur, um auf dem unebenen Wegen nicht zu stolpern. Einmal nicht aufgepasst und die frechen Möwen stibitzen gerne einen Teil der Lunchbox. Schließlich ist hier eine der größten Möwenkolonien der Region beheimatet. Mit etwas Glück kann man hier auch geschützte Seevögel wie den Schwarzschwanzsturmtaucher oder Seelöwen in freier Wildbahn entdecken. 
Die Möglichkeit zu einer kurzen Verschnaufpause befindet sich kurz vor dem letzten Anstieg des Trails. Das schöne Café gleicht einer tropischen Oase. Es ist die einzige Gastronomie auf der Strecke (und die einzige Toilette) und daher etwas höher im Preisniveau. Es lohnt sich aber: Ich bestellte einen Milchkaffee (3,20 €), den man hierzulande „Chinesa“ nennt.
Frisch gestärkt machte ich mich an den letzten Abschnitt der Wanderung, was gleichzeitig auch der Anstrengendste sein sollte. Gesunde Knie und eine gute Kondition sind hilfreich, um den schlecht gepflegten Weg zu besteigen. Ich war froh trotz leichtem Gepäck an meine Wanderschuhe gedacht zu haben. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man sich an den alten Drahtseilen beim Aufstieg festhalten möchten. Einige sind spitz und man kann sich daran leicht verletzen. Oben angekommen an der Ostspitze der Insel, ist der Ausblick dafür umso magischer und macht die Wanderung zu einem besonderen Highlight meines Kurztrips. 

Für die etwa 7 Kilometer würde ich etwa 3 bis 4 Stunden einplanen, damit auch noch etwas Zeit für ein Fotoshooting bleibt. Außer das letzte Stück ist die Route durchaus leicht zu bewandern und ich habe viele Familien mit Kindern gesehen, die kein Problem mit dem Schwierigkeitsgrad zu haben schienen. Dadurch, dass die steilen Teile über die gesamte Wanderungen verteilt sind, kommt man nicht so leicht ins Schwitzen. Wer ein Auto hat, kann sich durchaus überlegen, diese Tour zu Sonnenaufgang zu laufen. Bei guten Wetterbedingungen bestimmt einzigartig!

Pico Ruvio

Meine eigene Sonnenaufgangstour stand am nächsten Tag an. Eigentlich hatte ich eine Tagestour über den Pico de Arieiro zum Pico Ruvio geplant – DIE Wanderung schlecht hin auf Madeira (PR1). Eine Route, die selbst Wanderfaule begeistern sollte und die Einheimischen schwärmen lässt. Aufgrund eines Erdrutsches, der die Schließung des Trails zur Folge hatte, musste ich meine Pläne jedoch ändern. Aber ich sehe es positiv: So habe ich auf jeden Fall einen Grund, wieder zu kommen. Denn der Pico de Arieiro ist ein Muss, nicht nur um schöne Instagram-Fotos zu knipsen! 
Also kürzte ich gezwungenermaßen meine Tour ab, was jedoch nicht hieß, dass ich ausschlafen konnte. Schließlich wollte ich um kurz vor 8 schon über den Wolken stehen. Für Sonnenaufgangstouren eine moderate Uhrzeit – Zur Hochsaison starten die Touren teilweise schon um 5 Uhr. Nichts für Morgenmuffel also.

So schwer es ist, sich so früh aus den Federn zu quälen, umso schöner ist der Ausblick auf die beeindruckende Wolkendecke, durch die das zarte rosa Licht schimmert und im Laufe der Minuten zu einem tiefen orange-rot mutiert. 08:08 Uhr – Die Sonne blinzelt dem Tag entgegen und taucht den vereisten Wanderweg in ein warmes Licht. 

Auch heute war der Wetterbericht gnädig mit mir und bescherte mir auf dem Weg nach oben – auf beachtliche 1.862 Höhenmeter - wirklich ein atemberaubendes Panorama auf die umliegenden Berge und das Meer. Diese Kombination macht für mich Madeira zu einem sehr außergewöhnlichen Reiseziel, das man sich als Wanderbegeisterte auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Delfintour in Funchal

Wer früh aufsteht, hat mehr vom Tag. Diese Erfahrung machte ich, als ich nach meiner Tour bereits schon um 13 Uhr zurück in Funchal war. Ziemlich spontan buchte ich mich auf eine Bootstour, die mir versprach, Delfine und vielleicht auch Wale in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Skeptisch mit diesem Versprechen aber durchaus gut gelaunt, tauschte ich Mütze und Handschuhe gegen kurze Hose und Badelatschen und machte mich entlang der schönen Marina Funchals auf den Weg zum Ablegepunkt. Die Atmosphäre war ausgelassen, der Kapitän witzelte über seine Kollegen, während er eine kurze Übersicht zur Sicherheit an Bord gab und was uns auf der Tour erwarten (oder auch nicht erwarten) würde. Auf mich machte das einen sehr professionellen Eindruck, da penibel darauf geachtet wurde, die Tiere nicht zu stören. So durften sich maximal zwei Boote für 10 Minuten nähern, sobald man sie lokalisierte. Mit analogem Werkzeug hielten die Crewmitglieder nach den Meerbewohnern Ausschau, während mir die frische Meerluft durch die Haare wehte und ich mir einen Bissen meines Picknicks genehmigte.

Ich entspannte mich am Deck und ging mit sehr geringen Erwartungen heran. Sich für drei Stunden ein bisschen berieseln zu lassen, die Insel mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und den interessanten und unterhaltsamen Fakten über Madeira und ihre Einwohner zu hören, damit war ich mehr als fein. An der Bar genehmigte ich mir ein kleines lokales Bier namens Coral und legte zum ersten Mal zwei Tagen mal die Füße hoch. Doch nicht für lange. Schon nach einer halben Stunde verwandelte sich der Ausflug in ein wahres Highlight. „It seems you are lucky, we just spotted animals and are about to identify them”, so der Kaptain. Und kurz darauf ging das Spektakel los.

Das Boot war buchstäblich umzingelt von Delfinen, die unter dem Boot durchtauchten und durch die Luft sprangen. Fast so als wären sie darauf trainiert, ihrem Publikum Kunststücke zu zeigen. Ich spürte die Wassertropfen auf meinem Gesicht, die die Tiere aufwirbelten. Ich konnte meinen Augen kaum trauen und selbst die Crew versicherte uns, dass dies einer der besten Touren sei, die sie je gefahren sei. Ob sie dies bei jeder Tour sagen, wer weiß?! 

Trotzdem sollte man bei solchen Touren seine Erwartungen eher zurückschrauben. Doch mit etwas Glück wird so eine Tour zu einem einmaligen Erlebnis, das man in seinem Leben nie mehr vergessen wird. Das Boot war nicht zu überlaufen, was die Atmosphäre an Bord entspannt gestaltet und jeder Passagier die Chance hat, die Tiere gut zu sehen. Ich habe etwa 30 € für drei Stunden gezahlt, ein Preis der meiner Meinung nach angemessen ist.

Levada das 25 Fontes

Übersetzt heißt Madeira „Holz“ und auf der PR6 Wanderung zu den 25 Fontes macht die Insel ihrem Namen alle Ehre: Sie hat etwas Magisches, auf der man die Kraft der Natur hautnah spüren kann. Im wahrsten Sinne des Wortes: An den querwachsenden Bäumen kann man sich durchaus leicht den Kopf stoßen. Also: Don`t drink and hike!

Der geruchsintensive Straßenbelag am Anfang der Route deutet darauf hin, dass man eventuell auf tierische Begleiter treffen könnte. Die freilaufenden Kühe lassen sich gerne streicheln und wollen sich auch schon einmal in ein Selfie drängen – sollten sie auftauchen.
Landschaftlich kam hier ein komplettes Kontrastprogramm auf mich zu, vor allem vergleichen mit dem Trail von Ponta de São Lourenço. Hier hat man eher das Gefühl in ein verwunschenes Märchen gefallen zu sein und es gibt Abschnitte auf diesem Wanderweg, auf denen man mit der Natur komplett allein ist - atemberaubende Aussichten und hübsche, kleine Pfade inklusive. Fast überall fließen kleine Bächlein an den schönen natürlichen Treppenwegen vorbei. Die unzähligen Wasserquellen an den Fehlwänden erfrischen spürbar die Luft. Wasserfestes Schuhwerk ist hier ein Muss, denn diese Quellen können auch gerne mal den Weg für sich beanspruchen. 

Nachgezählt habe ich nicht, jedoch beruht der Name des Trails „25 Fontes“ (25 Quellen) auf der Annahme, dass genau 25 Wasserquellen diese hübsche Natur-Lagune speisen würden. Manche Besucher zählen 15 Quellen, andere 27, vielleicht ist das auch ein bisschen Auslegungssache. 
Als ich an den 25 Fontes ankam, fielen mir direkt die vielen Vögel auf, die ganz aufgeregt um die Leute flatterten. Sie sind freundlich und schön anzusehen und können sogar etwas penetrant sein, vor allem wenn man sich dafür entscheidet, das Lunchpaket auszupacken. Dennoch sollte man die Tiere nicht füttern. Leider ignorieren viele Touristen die Hinweis-Schilder, jedoch kann vor allem zuckerhaltige Lebensmittel zu Gesundheitsproblemen bei den Vögeln führen. Aber ein kleiner Tipp: Wenn man sich ein paar Steine vom Boden nimmt und sie auf die flache Hand legt, wird man mit etwas Glück trotzdem an das perfekte Erinnerungsfoto kommen. 

Bevor es den Berg wieder nach oben ging – ja, diese Tour startet man mit dem leichten Teil bergabwärts - legte ich einen Abstecher zum Levada do Risco ein. Nur ein kleiner Umweg von etwa 1,5 Kilometern führte mich zu dem sonnenbeleuchteten Wasserfall, der senkrecht in die Höhe ragte und einen wunderschönen Kontrast zum dunkel getönten Felsen bildete. Nicht ganz so verwunschen wie die 25 Fontes, aber dafür um einiges wärmer und freundlicher.

Eine Sonnenaufgangs-Tour ist hier nach meiner Einschätzung nicht unbedingt nötig, da ist der Pico Ruvio doch um einiges beeindruckender. Dennoch empfiehlt es sich, nicht allzu spät aufzustehen, um den Touristenströmen zu entgehen. Der Gegenverkehr entlang der rutschigen Klippen kann doch das ein oder andere mulmige Gefühl auslösen – Nichts für Menschen mit Höhenangst.

Auf dem Weg zurück erwartete mich noch ein letztes Highlight: Eine kostenlose Autowäsche auf der E.R.101 Route. Ja, richtig gehört. Und das sogar ganz natürlichen Ursprungs. Der Cascata dos Anjos - Waterfall of Angels neigt sich malerisch über die befahrene Straße. Er verdankt seinen Namen einer Legende, die besagt, dass die Schönheit Madeiras eine Gruppe von Engeln angezogen hätte. Besonders der Wasserfall in Ponta do Sol beeindruckte die Himmelswesen. 

Was man unbedingt probieren sollte:

Poncha

Die Madeirenser/innen schwören auf ihren Poncha. Vor allem wenn es ein paar Tage regnet und kalt ist (alles unter 20 Grad) verleitet die Inselbewohner wohl dazu, ein paar Gläser über den Durst zu trinken. So erklärte es mir jedenfalls mein Fahrer auf der 25 Fontes - Tour. 
Wer diesen traditionellen Drink nicht probiert, dem wird wohl ein Stück wahres Madeira verborgen bleiben. Er besteht aus Zuckerrohrbranntwein (aguardente de cana), Zitronensaft, Bienenhonig und regionalen Orangen. Ein guter Preis ist zwischen 2,50 € und 4,00 €. Mehr als 5 € sollten Sie nicht ausgeben.
Tipp: Nicht den vorgemischten Poncha aus dem Souvenir-Shop kaufen. Lieber eine Flasche Brandwein mitnehmen und zuhause den Poncha selbst zubereiten.

Peixe espada com banana

Degenfisch mit Banane – eine tropische Kombi. Wie für Portugal üblich steht Fisch ganz oben auf der Liste der regionalen Delikatessen und Madeira verfeinert das Ganze um seine fruchtigen Schätze. Oft wird das Gericht mit Maracuja-Soße und den typischen Milho frito serviert. Vielleicht ist die salzig-süße Mischung nicht für jeden etwas, aber man sollte sich auf jeden Fall eine eigene Meinung bilden und probieren.

Nikita

Wenn Urlaub eine Geschmacksrichtung wäre, dann würde er schmecken wie Nikita: Vanilleeis mit einem Schuss Bier und frischer Ananas – mein persönliches kulinarisches Highlight auf Madeira. Von der etwas gewöhnungsbedürftigen Mischung sollte man sich nicht abschrecken lassen. Für alle, die gerne auf Alkohol verzichten, gibt es dieses besondere Getränk auch als Virgin-Version.

Prego Especial

Auf der Speisekarte vieler Cafés auf Madeira wird Ihnen eine ganz besondere Spezialität begegnen: Prego Especial. Besonders für Knoblauch-Liebhaber ein absolutes Muss! Prego ist kein normales Sandwich. Hier wird das typisch madeirensische Brot bolo do caco knusprig angeröstet, mit Knoblauchbutter bestrichen und belegt mit einem saftigen Stück Steak, Salat, Tomate, Käse und Schinken. Super lecker und dazu auf jeden Fall im Budget jeder Urlaubskasse.

Ich hoffe, Ihre nächste Reise nach Madeira wird genauso gut wie meine!

- Sophia Rothlauf


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